Im klassischen Gesundheitssystem gibt es grundsätzlich zwei komplementäre Herangehensweisen an psychische Probleme: die psychiatrische (medizinische) Richtung und die psychotherapeutische Richtung. Die Psychotherapie ist PsychiaterInnen und PsychologInnen vorbehalten. Der Begriff „Psychotherapeut/in“ ist geschützt und die Ausübung der Psychotherapie fordert das Recht zu praktizieren.

Psychiatrie & Psychotherapie

Psychiatrie

Ein Psychiater (altgriechisch iatros = Arzt und psyche = Seele) ist ein Arzt, der sich nach seinem Medizinstudium (ca. 6 Jahre) auf psychische Erkrankungen spezialisiert hat (ca. 5 Jahre als Assistenzarzt). Im Gegensatz zum Psychologen ist der Arzt auch ausgebildet, den Körper zu untersuchen, Medikamente zu verschreiben, Patienten einzuweisen und spezielle Verfahren anzuwenden. Seine Diagnose basiert auf der klinischen Untersuchung (Gespräch, Symptome, Erscheinungsbild). Ein Psychologe wird häufiger psychologische Tests anwenden. Es liegt in der Kompetenz des Psychiaters, eine körperliche Ursache der psychischen Störung zu diagnostizieren. Ein Teil der psychiatrischen Versorgung (insbesondere die medikamentöse Behandlung) wird von Allgemeinärzten übernommen.

Die biologische Psychiatrie betrachtet psychische Erkrankungen vor allem aus organischer Sicht. Das Gehirn als Organ wird durch verschiedene Neurotransmitter und Hormone bestimmt. Mithilfe von „Psychopharmaka“ (z.B. Antidepressiva, Antipsychotika oder Schlafmittel, ...) können bestimmte psychische Störungen (z.B. Depressionen, Psychosen, Ängste, ...) schnell behandelt werden. Dadurch können viele seelische Schmerzen oder sogar eine Einweisung in eine psychiatrische Klinik vermieden werden. Diese Medikamente können Nebenwirkungen haben und wirken nur so lange, wie sie eingenommen werden. Deshalb ist neben der medikamentösen Behandlung immer auch eine psychotherapeutische Bearbeitung des Problems notwendig.

Viele Patienten suchen nach Alternativen zur Schulmedizin. Nach etwa 15 Jahren intensiver Erfahrung mit Alternativmedizin (vor allem Homöopathie) habe ich wieder angefangen, Psychopharmaka zu verschreiben. Es scheint, dass Alternativmedizin Wunder wirken kann, wenn man das richtige Mittel findet. Wenn nicht, verliert man viel Zeit und die PatientInnen leiden um sonst. Jahrhundert und wir müssen das Beste aus beiden Welten (Schulmedizin und Alternativmedizin) nutzen.

Psychotherapie

Schon die alten Griechen entdeckten, dass man Menschen mit Worten, mit Sprache heilen kann. Aber erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Psychotherapie richtig. Hypnotiseure waren die ersten grossen Psychotherapeuten. Freud in Wien hat auch Hypnose gelernt, die er anscheinend nicht so gerne praktiziert hat, weil er dann seine eigene Methode entwickelt hat. Durch ihn wurde die Psychotherapie erst richtig salonfähig.

Heute werden offiziell drei Hauptrichtungen der Psychotherapie gelehrt:

  1. Psychodynamische Richtung (z. B. Psychoanalyse): Im Menschen gibt es verschiedene Kräfte (altgriechisch dynamis = Kraft), die einander bekämpfen können. Unbewusstes muss bewusst gemacht werden.

  2. Systemische Therapie: Der Mensch ist Teil eines Systems (z. B. Familie), das als Ganzes betrachtet werden muss. Durch gezielte verbale Inputs wird eine Veränderung des Systems erreicht.

  3. Verhaltens- und kognitive Therapie: Der Mensch zeigt Verhaltensweisen oder Überzeugungen, die ohne emotionale Beteiligung verändert werden können. Therapie bedeutet Umlernen.

Natürlich gäbe es noch viele Wege zu beschreiben. Zwei Ansätze sind für meine Arbeit von grosser Bedeutung:

  • Die Psychotraumatherapie. Sie umfasst eine Reihe von Techniken und Ansätzen, die zu sehr unterschiedlichen Therapiebereichen gehören: psychodynamische Therapie, Verhaltenstherapie, kognitive Therapie, Hypnose, energetische Medizin etc.

  • Psychoedukation: PatientInnen mit einem neuroatypischen Profil (ADHS, Autismus, Hochbegabung oder Hypersensibilität) brauchen spezifische Informationen und Beratung. Dies gilt auch für Opfer von Manipulation und Mobbing. Psychoedukation verwendet Erklärungen, Übungen, Lektüre und Videos, um Wissen zu vermitteln.